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3. Des Klosters Gründung

Das Kloster der Augustinerchorherren von Lonnig. – Die regulierten Chorherren. – Klosterleben im Mittelalter. – Missliche Lage des Frauenklosters zu Lonnig. – Isenburgische Schenkung zu Vallendar. – Gründung des Klosters Schönstatt. – Urkunde.

"Klugen Sinns und unverdrossen bauten sie mit Lot und Wage, Winkelmaß und Säg’ und Hammer, Axt und Kelle Tag’ und Tage."

Anfangs des 12. Jahrhunderts gründete Werner, ein Lehensmann des Erzbischofs von Trier, auf seinem Gebiet Lunnech (Lonnig) zur Pfarrei Cobern an der Mosel gehörig, eine Kapelle, deren Obsorge er einem frommen Priester, namens Lubold, übertrug. Dieser versammelte durch seine Predigten in kurzem zahlreiche Schüler um sich, welche sich nach des Meisters Tode im Jahre 1136 mit Genehmigung des Erzbischofes Albero (1132 – 1152) unter die Leitung des Augustinerabtes Richard von Sprencheresbach (Springiersbach) stellten. Am 17. April 1137 erteilte Papst Innocenz II. seine Zustimmung zur Gründung einer neuen Abtei, und Erzbischof Albero weihte den ersten Abt Folmar. Auf der General-Synode zu Trier am 22. Oktober 1142 beurkundete der Erzbischof die Entstehung der neuen Abtei.

Die regulierten Chorherren nach der Regel des hl. Augustin bildeten damals in den Trierer Landen eine weitverzweigte Klostergemeinde. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Augustiner-Eremiten, welche erst seit 1265 unter diesem Namen bekannt sind. Die regulierten Chorherren, im Gegensatze zu den canonicis saecularibus, gingen hervor aus den Bemühungen einzelner Bischöfe, nach dem Beispiel des hl. Augustin durch Gründung von Genossenschaften mit gemeinschaftlicher Lebensweise gemäß den drei bekannten Gelübden und der Regel des großen Bischofs von Hippo, eine durchgreifende Wiederherstellung des geistlichen Lebens zu bewerkstelligen.

Männerklöster und Damenstifte entstanden in großer Zahl. Das geistige Leben erreichte eine gar hohe Blüte. "So, wie es nach der Völkerwanderung die fränkischen Könige gewesen waren, die in Gründung und Beschenkung von bischöflichen Kirchen gewetteifert hatten, während häufig Söhne und Töchter oder Sprösslinge ihres Geschlechtes als Ordensleute in die Klöster eintraten oder bischöfliche Sitze annahmen, so waren es seit dem Aussterben des fränkischen Königsstammes reiche Adelsgeschlechter, die viele Klöster gründeten, bestehende beschenkten und schützten, und es waren vorzüglich Söhne und Töchter derselben, die dem Weltleben entsagten und zur Sicherung ihres Seelenheiles in ein Kloster traten, während Könige, Kaiser und Päpste die Stiftungen und Schenkungen bestätigten und ihren Schutz angedeihen ließen." (Marx.)

Neben dem Kloster der Chorherren in Lunnech bestand schon in den ersten Jahren auch ein Damenstift Canonissarum regularium S. Augustini unter der Leitung des Abtes, wie es damals Sitte war und auch heute noch in den strengen Orden der Fall ist. Doppelklöster gab es einstens viele bis zum 12. und 13. Jahrhundert, wo sie von den Bischöfen und Ordensvorstehern verschiedener Schwierigkeiten wegen unterdrückt und schließlich ganz aufgehoben wurden.

Die Klostergemeinde in Lonnig hatte gleich von Anfang an mit vielen Hindernissen zu kämpfen. Sei es wegen der Armut, welche den Unterhalt zweier großer Klöster an einem Orte unmöglich machte, sei es wegen der Unterdrückungen, welche sie seitens mancher weltlicher Herren zu erdulden hatten, unter denen besonders später die von Etterding und von Covern genannt werden, sei es vielleicht auch wegen der ungünstigen Lage und des Bestrebens, Doppelklöster zu vermeiden – wenige Jahre nach der Gründung traf der Abt Folmar Vorkehrungen, das Nonnenkloster an einen anderen, günstigeren Platz zu verlegen.

Man wählte dazu den anmutigen Wiesengrund im Leerbachtale bei Vallendar. Und wahrlich! Eine geeignetere Stelle mochte in der Umgegend nicht leicht gefunden werden. Die Brüder Gerlach IV., Reimbold IV. und Siegfried, Grafen von Isenburg schenkten zu diesem Zwecke ihr daselbst befindliches Gute, die Isenburgische Hofstätte Vallendra. Und alsobald hub ein emsiges Bauen und Zimmern an bis das erste Klösterchen unter Dach war, dem bald ausgedehnte Kloster- und Meiereigebäude folgten und zuletzt die große schöne Kirche. Der Umzug der Klosterfrauen von Lunnech nach Vallendar fand statt gegen das Ende des Jahres 1143.

Die Urkunde hierüber ist vom 24. Oktober desselben Jahres datiert. Erzbischof Albero gibt als Grund der Versetzung viele erduldete Leiden an (pro variis et intolerabilibus necessitatibus, quas ibi (in Lunnecho) dampnose sustinebant), wobei er den Nonnen das Zeugnis eines sehr löblichen Wandels ausstellte. Er selbst gab dem Orte und dem Kloster den Namen, indem er es "eyne schoene Stat", "Schönstatt" (Bellus locus) nannte.

Das Kloster behielt seine Güter, welche es in Lonnig besaß und stand auch fortan unter dem dortigen Abte, der jedoch zur Leitung der Geschäfte einen Prior aufstellte. In der Gründungsurkunde sind bereits die Rechte des Klosters genau formuliert und für die Zukunft festgesetzt. "Im Besonderen bestimmen wir," sagt der Erzbischof, "dass wir ihnen in perpetuum den Zehnten erlassen von allen Erträgnissen, so sie sich innerhalb ihres Besitzes erarbeiten und von allen Tieren, die sie auf ihren Hofstätten ziehen. Desgleichen von dem Gute in Vallendar, das ihnen Reimhod und sein Bruder Siegfried von Isenburg schenkten; ebenso von dem Hofe zu Abenrode, den sie von dem dortigen Bürger Adalrich erhielten. Dasselbe soll auch gelten von allen neuen Erwerbungen. Überdies fügen wir noch hinzu, dass, wer um ihres Gebetes willen bei ihnen begraben sei will, wir ihm dieses gestatten, vorausgesetzt, dass er nicht im Banne sei. Ferner setzen wir fest, dass fürderhin niemand, geistlichen oder weltlichen Standes, sich unterfangen möge, in dem Kloster irgend welche Gewalt sich anzumaßen, außer dem Abte Folmar und seinen Nachfolgern. Von dort (Lunnech) sind sie hergekommen, ihnen sollen sie untergeordnet sein. Sollte irgend ein Zwist entstehen, den der Abt und die Seinen nicht beizulegen vermögen, so hat der Bischof zu entscheiden. Solches alles bekräftigen wir durch Androhung des Bannes allen jenen, die unseren Bestimmungen zuwiderhandeln."

So ward das Kloster Schönstatt gegründet und feierlich war es, da die hehren Psalmengesänge zum ersten male widerhallten in den nahen Tälern und weithin über die Höhen. Das liebliche Tal hatte eine himmlische Weihe erhalten, und die herrlichen Sprossen und Blüten heiliger Gottesliebe trugen in Bälde die köstlichsten Früchte der Gottesfurcht und Heiligkeit. Schön war das Tal an und für sich; durch die Klostergründung wurde es noch schöner. Ja, eine schöne Stätte war es – das Kloster "Schönstatt".

 

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