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Bericht von der Einweihung des Kapellchens

Aus: Am Schönstattquell, September 1946, S. 82 ff.

Am 18. Oktober 1943 wollten wir unser Kapellchen einweihen, das sich die ganze Jugend der Umgebung als Marienheiligtum erarbeitet und eropfert hat. Es sollte möglichst treu dem Gnadenkapellchen in Schönstatt nachgebildet und der Dreimal wunderbaren Mutter geweiht sein.

Der große Tag rückte immer näher. Aber noch gab es viel zu arbeiten und zu besorgen, und unser Vertrauen wurde schwer geprüft. Ob wir fertig würden? Auch der Regen schien uns noch einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen. Und wir fassen es fast „wie ein kleines Wunder“ auf, daß es so lange trocken blieb, bis das letzte Stückchen Asphalt das Dach bedeckte. Dann regnete es eine ganze Woche lang, so daß es fast unmöglich schien, das Kapellchen bis zum festgesetzten Termin fertigzustellen. Alle Arbeiter schafften fieberhaft. Das Werk mußte gelingen. Und es glückte wirklich. Die Gottesmutter lohnte unser Vertrauen.

Ihr gaben wir auch unsere finanziellen Nöten anheim. Und Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gut die Gottesmutter gesorgt hat. Immer wieder kamen kleine und große Summen zusammen, ja, oft so große Beträge und von Leuten, von denen wir es gar nicht erwartet hatten, daß wir nur immer wieder staunen mußten. Jeden Tag gingen wir mit allen unseren KollegKindern zu Beginn des Unterrichtes in die Hauskapelle, um für die eingegangenen Spenden zu danken. Und Ihr hättet die Freudenrufe unserer Kinder hören sollen, wenn sie am Mittag in Reih und Glied auf dem Schulhof standen und wir verkündeten, was wieder geschenkt worden war. Dann wurde in der Kapelle mit aller Kraft gebetet: Nie kann ich, Mutter, danken Dir genug ... (natürlich in Spanisch); und jeden Tag sangen wir das Lied (in spanischer Übersetzung): „Lasse Dich laden, Fürstin der Gnaden, o Königin!“ Kamen die Arbeiter nicht weiter, so beteten wir auch für sie gemeinsam.

Vom 18.9. bis 18.10.1943 wurde von allen Jugendlichen und Kindern, von den Schwestern und den übrigen Gläubigen ein regelrechter Gebets und Opfermonat gehalten. Jeden Tag beteten wir in der hl. Messe mit allen Anwesenden um die glückliche Fertigstellung des Kapellchens. Kinder und Jugendliche wetteiferten, und jede Klasse wollte die meisten Messbesuche in der Woche zu verzeichnen haben.

Am ersten Oktober veranstaltete „die Liga de Perseverancia“ (das sind alle Jugendlichen, die hier im Laufe der Jahre Exerzitien gemacht haben) zu Gunsten des Kapellchens ein großes Fest im Stadtkino. Von dem Erlös sollte die Kommunionbank gekauft werden. Ich glaube, daß das Städtchen hier nie ein so dicht gefülltes Kino gesehen hat wie am 1. Oktober. Man sagt, mehr als hundert Leute hätten wieder umkehren müssen. Das Kino faßt 750 Personen – so viele Sitzplätze sind da –, und sicher standen noch mehr als hundert Besucher in den Gängen. Dementsprechend waren natürlich auch die Einnahmen.

In den letzten Tagen vor der Einweihung mußten wir Schwestern alle Gedanken zusammennehmen. Viele Einladungen wurden hinausgeschickt. Die zahlreichen Gäste mußten untergebracht werden. Von Cordona wurde ein Omnibus mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen angemeldet, von Argentinien wollte Schwester G. mit einer Schar Jungmädchen kommen; und auch sonst waren noch viele Gäste angesagt, auch Priester. Unser Haus selbst reichte aber nicht für alle. Deshalb sorgten unsere Schulkinder für die Unterkunft der Kinder aus Cordona. Sie sahen es als große Ehre an, in ihren eigenen Häusern die ersten Besucher des Marienkapellchens unterbringen zu dürfen. Außer den Eltern unserer Kinder boten uns auch noch manche andere Familien ihre Häuser an. So waren wir dieser Sorge enthoben. Schwester C. schaffte fieberhaft im Garten, um alle Wege und Beete schön zu machen, und abends und nachts wurde mit demselben Fleiß gestickt: Tabernakelgardinchen, Altardecke usw.; alles sollte ja recht schön und kunstvoll sein.

Am 16. Oktober waren glücklich alle Arbeiter fertig, nur der Schreiner noch nicht. Wir erhielten vom Herrn Pfarrer die Erlaubnis, auch am Sonntag ein wenig arbeiten zu dürfen. So schaffte auch der Schreiner noch vom Samstagmorgen früh bis zum Sonntagmorgen 7 Uhr durch. Als wir zur hl. Messe gingen, verließ er gerade mit seinem Gesellen das Kapellchen. Nun gab es für uns Schwestern noch viel zu tun. Das Kapellchen war ja noch nicht eingeräumt, die Hobelspäne lagen noch in Haufen herum, die Bänke waren noch nicht darin usw.

Im Programm war vorgesehen, daß am Sonntag, den 17. Oktober abends das MTABild (das Bild der Mater ter admirabilis) in feierlicher Prozession von der Hauskapelle durch den großen Garten getragen werden sollte. Das neue Kapellchen selber aber durfte an diesem Abend noch nicht betreten werden, bis es am anderen Morgen eingeweiht wurde.

Am Samstag und Sonntag wurden mehrere hundert Kerzen, mit Cellophanpapier umkleidet, zu wunderschönen Ämpelchen. Alle Leute, die an der Prozession teilnahmen, bekamen eine solche Kerze. Die Wege im Garten wurden mit roten, grünen, blauen und gelben Ampeln abgesteckt und mit vielen kleinen und großen Fahnen. Körbe voll Blumen waren gebracht worden, und 15 – 20 Jugendliche aus dem Dorf waren emsig bei der Arbeit, aus diesen Blumen einen Thron zu bereiten. Das Bild sollte nämlich in feierlicher Prozession wie auf einem Thron zum Kapellchen getragen werden. Hunderte und Tausende von Blumenblättchen wurden mit Stecknadeln auf eine große Sperrholzplatte gesteckt, die nun wirklich einem Blumenthron glich. Nur in der Mitte blieb ein Platz für das Bild frei. Über dem Bild war aus gelben Margeritenköpfchen eine herrliche Krone gesteckt worden.

Während die einen sich nun um den Blumenthron mühten, putzten die anderen das Kapellchen, die Fenster ..., überall halfen Jugendliche und Kinder. In der Nähe der Küche saßen einige und rupften Hühner für das Festmahl. Alle wollten gern beschäftigt sein. Zwischendurch kamen wieder Gäste, die bewirtet werden mußten. Einige Schwestern nähten und stickten noch, andere plätteten. Könnt Ihr Euch das alles vorstellen? Das war zu schön.

Drei geistliche Herren, zwei aus Argentinien und ein Herr aus Montevideo, waren auch schon als Gäste im Hause. Gegen 7 Uhr kam ein Lastwagen an, der die Leute aus Cordona brachte. Sie wurden in die verschiedenen Häuser verteilt. Schwester H. brachte alle an Ort und Stelle. Aber um 8 Uhr mußten sie wieder hier sein, da dann die Lichterprozession begann.

Ich wünschte nur, Ihr hättet das herrliche Bild sehen können. Unser Haus liegt hoch, zwei Treppen führen hinunter in den Garten. Die bunten Lichter funkelten, ein Scheinwerfer beleuchtete das Kapellchen. Die Kinder, alle mit weißen Schleiern, in weißen Kittelchen, die Hijas (Marienkinder) in weißen Kleidern, die vielen Leute, alle die bunten Lichter in der Hand, warteten vor der Kapelle. Das Bild der lieben Gottesmutter ruhte auf dem Blumenthron. Die Hijas de Maria hatten die Ehre, ihn zu tragen.

Nun wurde zuerst gesungen (natürlich in Spanisch): Klinge, du Hymne der Königin hehr ... Und dann beten die Kinder und Jugendlichen voller Begeisterung ihr Gebet, das sie schon seit der Grundsteinlegung im letzten Jahr beteten. Darin bitten sie die liebe Gottesmutter, das Kapellchen in Besitz zu nehmen und es zu einem Heiligtum der Gnade und des Friedens zu machen. Nun setzte sich die Prozession in Bewegung: Voran die Meßdiener mit dem Kreuz und den Laternen. Es folgten die Knaben des Kollegs, alle in weißen Kitteln; ihnen schlossen sich die Kinder von Cordona an, unsere Kinder, die Hijas de Maria, die Liga de Perseverancia, die Frauen und Männer. Vor dem Bild der Dreimal wunderbaren Mutter ging ein Mädchen, das auf seinen Armen eine große, mit gelbem Cellophanpapier bekleidete Kassette trug. Darin lagen symbolhaft ausgedrückt die vielen Opfer, die unsere Kinder gesammelt hatten in all den Wochen. Während der Prozession wurde die schöne, bekannte Litanei gesungen, die unsere Schwestern auch ins Spanische übersetzt hatten: Maria, wir rufen zu Dir ...! Der lange Zug bewegte sich über den Hof die breiten Steintreppen hinunter in den Garten. Es war ein schönes Bild, und ich glaube, alle waren tief ergriffen. Im Kapellchen brannte das Licht, und wunderschön leuchteten die Fenster mit ihren bekannten Symbolen. Etwas seitlich vom Kapellchen war ein Altar aufgeschlagen, über dem ein großes Transparent mit den Worten: „Mater ter admirabilis“ angebracht war. Dort wurde das Bild abgestellt. Voran gingen die Priester, begleitet von vielen Ministranten. Am Altar angekommen, gruppierten sich alle um denselben.

Nun sagte ein Kind zuerst ein Gedicht auf. Wir Schwestern sangen ein mehrstimmiges: Gegrüßet seist Du, Maria ... in Spanisch. Dann folgte ein schöner Akt: Alle Assoziationen (Verbände) brachten in selbstverfaßten Worten ihre Freude und ihren Dank an die Dreimal wunderbare Mutter zum Ausdruck. Unsere Kinder begannen mit einem Sprechchor. Immer wieder schallte es durch die Nacht: „Dreimal wunderbare Mutter, nimm Besitz von Deinem Heiligtum! Nichts ohne Dich, nichts ohne uns!“ usw. Darauf sprach ein Kind von Salto (es sind ungefähr 12 – 14 Stunden Autofahrt nach hier!) im Namen aller Kinder von Salto Begrüßungsworte an die Gottesmutter. Es folgten die Jugend von Cordona, die Jungmädchen von Argentinien, die so weit hergekommen waren, um auch die Gottesmutter in ihrem neuen Heiligtum zu begrüßen, die Hijas de Maria, die Liga de Perseverancia usw. Anschließend sprach ein Priester aus Argentinien. Er war tief bewegt. Eine solche Feier und eine solche Teilnahme der Jugend hatte er nicht erwartet. Er forderte alle auf, ihre Kerzen zum Zeichen der Treue zur Gottesmutter hochzuheben und ihr zu huldigen. Das war ein feierlicher Augenblick, als die Kerzen von Männern, Frauen, Jugendlichen emporgehoben und der Gottesmutter voller Andacht geweiht wurden.

Es sprach nun noch unser Herr Pfarrer, und dann ging es wieder in Prozession zurück zum Kolleg, während das Lied gesungen wurde (auch in Spanisch): Viel Kerzlein, die brennen so lichterloh ...

Inzwischen war es schon spät geworden, und die Leute gingen allmählich heim. Für uns aber gab es noch viel Arbeit. Der Festsaal mußte gerichtet, das Haus wieder sauber gemacht, ans Kapellchen die letzte Hand angelegt werden. Obwohl wir noch nichts an den Altar stellen durften, mußte doch alles fix und fertig sein.

Am nächsten Morgen, dem 18. Oktober, hatten wir in der Hauskapelle um 6.30 Uhr hl. Messe. Die anderen Priester feierten anschließend das hl. Opfer; doch die Herren von Argentinien wollten die hl. Messe im neuen Kapellchen lesen. Darum warteten sie lieber, bis der Hochwürdigste Herr Bischof die Feier beendet hatte, um nachher dort zelebrieren zu können.

Um 8 Uhr sollte die Feier beginnen. Gerade war alles in Ordnung, als der Hochwürdigste Herr Bischof kam. Er wurde im großen Hauseingang des Kollegs empfangen. Ein Herr sprach die Begrüßungsworte und wies auch auf die Wichtigkeit des Tages hin. Ich kann leider nicht gut alles im einzelnen schreiben, vielleicht später einmal.

In Prozession zogen wir hinunter zum Kapellchen. Unsere Kinder bildeten in den Gartenwegen Spalier. Zuerst wurde die Glockenweihe vorgnnommen. Und während der Hochwürdigste Herr die Kapelle segnete, legten Männer schnell die Leiter an, um die Glocke aufzuhängen. Draußen im Garten war ein Lautsprecher angebracht. Die Kinder standen vor dem Kapellchen. Als die Glocke hing, wurde sie zum ersten Mal geläutet. Währenddessen sangen die Kinder den Kanon, der auch in Spanisch sehr schön klingt: Aveglocken läuten ... schwingende Klänge vom Heiligtum singen und künden der Mutter Ruhm. Ein ergreifender Augenblick.

Nun begann das hl. Messopfer. Wir sangen unsere SchönstattMesse auf Spanisch und: Klinge, du Hymne ..., nach der Wandlung ein mehrstimmiges Lied. Durch den Lautsprecher konnten die Leute in den umliegenden Straßen alles mithören. Nach der hl. Messe sprach der Hochwürdigste Herr wunderschön. Es tut mir leid, daß ich Euch heute nichts davon schreiben kann.

Gegen 10 Uhr war die Feier beendet. Nun lasen die beiden Herren aus Argentinien noch die hl. Messe. Der Bischof, der auch noch einen Priester mitgebracht hatte, ging zum Frühstück, ebenso alle Kinder, Gäste usw. Wir Schwestern und viele Erwachsene, Jugendliche und Kinder hatten im Kapellchen während der Bischofsmesse kommuniziert.

Um ein Uhr war dann das Festmahl, an dem der Bischof, die Priester, die ersten der Stadt und die größten Wohltäter teilnahmen. Gegen 4 Uhr erneuerten unsere Kinder ihre Weihe an die liebe Dreimal wunderbare Mutter. Der Bischof nahm diese Weihe selbst entgegen. Er sprach noch einmal wunderschön zu den Kindern und Jugendlichen.

Am Abend wurde die Veranstaltung vom 1. Oktober im Stadtkino wiederholt.

Nun habt Ihr einen Bericht über unsere Einweihung. Eigentlich müßte ich Euch noch erzählen, wie das Kapellchen aussieht. Wenn Ihr es sehen könntet, würdet ihr Euch wundern, wie sehr unser Heiligtum dem Heimatkapellchen gleicht.

www.urheiligtum.de - Die Website über das Urheiligtum der internationalen Schönstatt-Bewegung.

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