Der dritte Zeitabschnitt mit seinen charakteristischen Merkmalen setzte eigentlich schon mit den Schwarzen Kreuzen (für die Heldensodalen Max Brunner und Hans Wormer) 1934 und 1938 ein. In diesem letzteren Jahr brachte die Jugend des Studienheimes eine Gedenkplatte am Englingstein an, nicht nur, um die Helden des Ersten Weltkrieges zu ehren, sondern auch als Symbol für sich selbst: Darin wollte sie beim Urheiligtum gegenwärtig gesetzt sein.
1934 wurden wie mehrfach berichtet die beiden Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg, Max Brunner und Hans Wormer, aus ihren Gräbern in Frankreich nach Schönstatt überführt (“Heimholung“ genannt) und dort hinter dem Kapellchen beigesetzt. Man suchte auch Josef Engling, fand sein Grab und seine Überreste jedoch nicht.
Über die Heimholung und ihre längere Vorgeschichte existieren ausführliche Berichte und eine Bilderserie.
Die beiden Gefallenen wurden später nicht mehr verlegt. Für Josef Engling wurde zwischen den beiden ein großer und schwerer, einigermaßen plumper Stein errichtet. Dieser Englingstein blieb stehen, bis er 1948 bei der Neugestaltung der Heldengräber (mit den Urnen von P. Franz Reinisch und P. Albert Eise) durch einen anderen, schlankeren ersetzt wurde.
1938 kam durch die Jugend ein Symbol an den Englingstein: die Gedächtnisplatte.
Der Hergang war dieser: Für die Schüler des Studienheimes, unter ihnen Julius Steinkaul und Heinz Schäfer, fanden vom 6. - 9. Oktober 1938 Exerzitien statt. Diese waren eben beendet, da traf am 12. Oktober die Nachricht ein, daß das Studienheim vom 1. April des kommenden Jahres 1939 an von der Regierung beschlagnahmt und zu einer nationalsozialistischen Lehrerbildungsstätte umgewandelt werde. Die jetzigen ca. 200 Schüler sollten in andere Häuser verlegt werden, z.B. nach Rheinbach und an andere Orte.
In dieser Notsituation erinnerte man sich an die Gründergeneration des Ersten Weltkrieges und strebte eine neue Außenorganisation an. Gleichzeitig wollte man in Schönstatt ein Symbol zurücklassen, welches sie und die Gottesmutter immerfort an die Sorge für ihre Sendung erinnern sollte.
Am 20. Oktober 1938 faßten die Schüler den Beschluß, am Englingstein eine Steinplatte mit 16 Namen von Gefallenen des Ersten Weltkrieges anzubringen. Und gleichzeitig sollte die Steinplatte das Motto tragen: Wir hüten euer Erbe.
Am 31. Oktober 1938 brachten die Jugendlichen in einer eigenen Feierstunde die Steinplatte an. 1948 wurde die Steinplatte auf einem neuen Josef-Engling-Stein durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt.
Pater Josef Klein hat die nachfolgende Geschichte dargestellt, und zwar im Rahmen seiner Lebensbeschreibung des führenden Kopfes der „zweiten Gründergeneration“, Heinz Schäfer. (Josef Klein, Gelebtes Schönstatt, Heinz Schäfer, Lahn Verlag Limburg 1955. Darin vor allem die Abschnitte 9 (Die Scheunenverschwörung: Deiner Sache mein Leben!) und 15 (Die Ampel brennt). Darin liest man, wie sich nach Abschluß der Sommertagung 1939 eine „Verschwörung“ bildete.
Als die jungen Männer der Gottesmutter dieses Weihegeschenk anboten und in der Silvesternacht 1940/41 entzündeten, sprach Pater Kentenich zu ihnen und deutete ihnen ihr Symbol noch einmal aus. Sein Vortrag ist uns erhalten geblieben und größtenteils im genannten Heft über Heinz Schäfer wiedergegeben.
Nun waren die Männer des „Ver sacrum“ im Heiligtum gegenwärtig, und die Mahnung des Symbols ging mit ihnen in ihr Leben hinaus, vor allem mit an die Fronten des Zweiten Weltkrieges, wo Heinz Schäfer und Julius Steinkaul ihre Weihehingabe mit dem Tode besiegeln mußten.
1945 kehrten Pater Kentenich und die übrigen Überlebenden der Gefangenschaftszeit aus den Gefängnissen zurück. Man bedankte sich bei der Gottesmutter für die Errettung der Personen und des heiligen Ortes. Besonders tat man das bei der Oktoberwoche 1945, die zu einer Dankeswoche wurde.
Schaute man in den Chroniken zurück auf die ca. 800 Jahre der Geschichte des alten und neuen Schönstatt, dann mußte man von oftmaligen Schädigungen, Zerstörungen und Wiederbelebungen des Michaelskapellchens erzählen. Belehrt von dieser langen Geschichte konnte es nicht einfach als selbstverständlich übergangen werden, daß dieses kleine Kirchlein ausgerechnet während der fürchterlichen zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts vollständig verschont wurde, und daß nicht die geringste Beschädigung zu beklagen war. Religiös ergriffen durfte man bekennen, daß die Gottesmutter das Heiligtum unter ihren Schutzmantel genommen hatte.
Während der Oktoberwoche 1945 kam Pater Kentenich oft auf diesen Grund zum Danken zu sprechen. Die bedrohlichen Situationen der letzten Kriegsjahre wurden aus der Chronik und durch lebendige Zeugnisse vor Augen geführt.
Alle Gemeinschaften Schönstatts wollten ihre Dankesgaben nicht nur in Worten, sondern auch in Symbolen im Heiligtum der Gottesmutter überreichen. Das geschah vom Jahre 1945 an zunehmend in den nächsten Jahren. Ein Jahr nach der Oktoberwoche als Dankeswoche, also im Jahre 1946 bei der sogenannten Krönungswoche, wurde dieses Bemühen recht deutlich.
Wenige Tage vor der Oktoberwoche 1946, nämlich vom 30. September bis 4. Oktober 1946 trafen sich zum ersten Mal nach neun Jahren wieder die Mitglieder der sogenannten „Coenaculumsgeneration“ der Diözesanpriester und Pallottiner. Zum Abschluß dieser ihrer Tagung brachten sie am Morgen des 4. Oktober im Heiligtum das Heilig-Geist-Symbol an und verewigten so ihr Generationsideal.
Über diese feierliche Anbringung ist kein Kurzbericht bekannt, wohl aber ein ausführliches Gedenkheft über die ganze Tagung, zusammengestellt von dem Priester Heinrich Kaiser, der auch über die Geschichte des Bundesheimes in Schönstatt in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 eine Chronik geschrieben hatte.
Dieses Heft hat ca. 40 Seiten. In ihm findet sich auch die Ansprache in ihrem vollen Wortlaut, die Pater Kentenich konnte nicht anwesend sein Pater Josef Kreß gehalten hat. Darin tauchen viele der Themen auf, die zu jenem Zeitpunkt aktuell waren und eine Deutung des Generationssymbols enthalten.
(Erster Bericht)
Während der kurz nach dem Treffen der Coenaculumsgeneration stattfindenden Oktoberwoche 1946 geschahen zwei Vorgänge, die Erwähnung verdienen: Die Glockenweihe und die Errichtung der beiden braunen Kreuze.
In der ausführlichen Dokumentation über diese Woche, auch Krönungswoche genannt, werden beide Ereignisse mehrfach erwähnt. Einen zusammenfassenden Bericht entnehmen wir aus Kastner, Heiliges Marienland, S. 53 f.
Einen anderen ausführlicheren Bericht über die Glockenweihe mit der Ansprache Pater Kentenichs zu diesem Ereignis findet sich in der Zeitschrift: Am Schönstattquell. Auch über die Beisetzung gibt es im Schönstattquell einen ausführlicheren Bericht.
Im Rahmen der Krönungsströmung haben verschiedene Gemeinschaften und Kreise der Schönstattfamilie ihre eigenständigen Krönungsgeschenke an die Mutter und Königin von Schönstatt erarbeitet und verschenkt; die Erneuerung des Lichtrahmens um das MTA-Bild des Urheiligtums durch die Frauen von Schönstatt ragt dabei hervor, worüber es folgenden Bericht gibt.
Ein Geschenk der Frauen von Schönstatt.
Die neue Tabernakel-Verkleidung war in Silber getrieben, außen vergoldet. Hergestellt wurden die Verkleidungsplatten in der Firma Flach in Koblenz, gearbeitet nach einem Entwurf von Schw. M. Roswina Hermes und Schw. M. Sigrid Teimann.
Der bisherige Tabernakel wanderte, als er nicht mehr gebraucht wurde, zunächst auf die Empore der Wallfahrtskirche (Notkirche genannt). Als Grund dafür, daß er 1948 bei der Neugestaltung im Urheiligtum nicht weiterverwendet wurde, darf man diesen ansehen: Seine Türen ließen sich nicht genügend öffnen, so daß er bei der Aussetzung des Allerheiligsten nicht hinreichend geeignet war und sich ein neuer nahelegte.
Am 1. Juli 1955 wurde der Tabernakeltresor ohne alle Verkleidung von Pater Josef Hagel in seiner Funktion als Rektor des Urheiligtums und Leiter der Wallfahrt den Marienbrüdern für deren Hauskapelle geschenkt. In der Paramentik, Haus Marienfried (Anmerkung: Dieses Haus steht heute nicht mehr. Es musste dem Neubau der Sonnenau weichen.), ließen die Marienbrüder von den dortigen Marienschwestern für die Innenausstattung Vorhängchen fertigen; ihre Goldschmiede erarbeitete für außen eine Kupferverkleidung.
Dieser alte Tabernakel (Tresor ohne Verkleidung) bekam am 15. Oktober 1995 eine neue Verwendung im Taborheiligtum auf dem Marienberg. Vor seinem Einbau in den Altar des Taborheiligtums wurden die Türscharniere von einer Tresorfirma geändert, so daß sie weiter geöffnet werden konnten.
Im Jahr 1948 mußten aus äußeren Gründen auch die Gräber der Gefallenen aus den Ersten Weltkrieg und der Toten aus der Zeit des Nationalsozialismus hinter dem Heiligtum neu gestaltet werden. Der Bericht hierzu findet sich in der Zeitschrift Am Schönstattquell, 1. Heft 1949, S. 17 ff.
In jeden Altar, auf welchem das heilige Messopfer gefeiert wird, wurde ein wenn auch noch so kleiner Altarstein eingelassen. Als 1934 der bisherige Kapellchenaltar durch einen neuen ersetzt wurde, wurde dem neuen Altar der alte Altarstein eingesenkt. Das Krankenapostolat schenkte ihm 1949 einen neuen und wußte sich von da an in diesem Symbol im Kapellchen anwesend. Den alten Altarstein bewahrte Pater Kolb sorgfältig auf. Ein Bericht über den Wechsel des Altarsteines 1949 stammt von Pater Kolb selbst.
Später erbaten sich die Erbauer des Filialheiligtums in Kirchen an der Sieg irgendein Zeichen vom Urheiligtum. Man bot ihnen den Altarstein an, und sie bekamen ihn.
Pater Klein berichtet über die weitere Geschichte dieses alten Altarsteines in den Kurznachrichten für die Schönstattpatres vom 5.5.1969, S. 213.
1. Die Vorgeschichte bis 1950: Unser Flüchtlingsapostolat
Aus: Am Schönstattquell 1950, S. 110 ff.
2. Übergabe des Weihwasserbeckens des Flüchtlingsapostolates am 15.8.1950
Aus: P. Barton, „unser Büchlein“, Schönstatt 1955, Seite 59 ff.
Erinnerungen 50 Jahre danach: Ostkreuz in der Gnadenkapelle in Schönstatt
Erlebnisbericht von Frau Paula G. über den Osttag 1951
Am 7. August 1951 tätigte Pater Kentenich den Ersten Spatenstich für das Schulungsheim der Schwestern auf Berg Schönstatt. Damit begann durch die Marienschwestern die Besiedlung ihres Berges, welche später im Bau der Dreifaltigkeitskirche (mit dem Gründergrab) ihren Höhepunkt fand.
Abbruch des Kamins auf dem Urheiligtum
Im März 1952, als Pater Kentenich Europa schon verlassen hatte, sich in Südamerika aufhielt und auf dem Weg zu seinem Verbannungsort Milwaukee war, wurde auf dem Urheiligtum der seit 1914 existierende Schornstein abgebrochen; man hatte inzwischen eine Möglichkeit gefunden, das Heiligtum durch Öl- bzw. Elektro-Öfen zu wärmen.
Diese Maßnahme löste im Hintergrund eine Diskussion aus, welche 1953 anläßlich des Baues des Schwesternheiligtums auf Berg Schönstatt zu einer Entscheidung drängte: Welche Veränderungen können im und um das Ursprungs-Heiligtum vorgenommen werden, nachdem es die Filialheiligtümer im Land gibt? Pater Kentenich äußerte seine private Meinung, ohne daß er in den Lauf der Dinge eingreifen konnte. Sein Standpunkt, den er mündlich und schriftlich vorgetragen hat, hieß: Einstweilen sollte man wohl das Heiligtum so belassen, wie es im Augenblick seiner Verbannung gestaltet war. In einem Brief an Pater Menningen wiederholte er diesen seinen Standpunkt, verbunden mit einer Reihe anderer Bemerkungen
Als Nachklang auf die Seligsprechung Vinzenz Pallottis (22.01.1950) wurde ein Jahr später (am 21.01.1951) im Urheiligtum anstelle der bisherigen Statue des hl. Aloysius eine Pallottigruppe aufgestellt. Deren Symbolsprache befriedigte nie ganz, da sie den Betrachter leicht in die Irre führen kann, indem sie Pallotti in übertriebenem Maße eine geschichtlich nie dagewesene Funktion für das Heiligtum zuzuweisen scheint. Eine Marienschwester hatte zur selben Zeit eine andere Pallottifigur geschaffen, die jedoch im Urheiligtum nicht zum Einsatz kam. Diese Figur hatte Pater Kentenich im Blick, als er 1949 auf einer Schallplatte aus Südamerika die Ankündigung der Aufstellung einer Pallottigruppe anstelle der Aloysiusstatue machte, welche die Tradition des neuen Schönstatt besser zur Darstellung bringt.
Bericht über die Geschichte unserer Heiligtumsfahne.
Der Bericht über die Heiligtumsfahne ist entnommen einem 15seitigen Brief von P. Tick an das Familienwerk vom Advent 1954, abgelegt unter „Familienwerk 1954“, mit dem Titel: Heiliger Schönstattfrühling im Reiche unserer Königin, in welchem auch noch andere Berichte über Ereignisse des Jahres 1954 verzeichnet sind.
Ein Bericht zur Schweizer Kette an den Heldengräbern findet sich in: P. Joseph Grass, Unsere Heiligtumsgeschichte, St. Gallen 1972, S. 427 ff.
Im September 1959 kam es zu einem zweiwöchigen Aufenthalt der Fratres von Fribourg in Schönstatt. Einige Zeit zuvor war die Kette angebracht worden. Angesichts dieses Zeichens versammelten sich die Fratres bei den Gräbern, um dort die im Urheiligtum beschlossene Weihestunde zu beginnen. Es folgt als Dokument das damals (am 10. September 1959) verfaßte und gesprochene Weihegebet.
Weitere Erinnerungen an die Geschichte der Kette stammen von P. Josef Gürber,
Die neue Türe für das Heiligtum wurde vom Krankenapostolat gestiftet. Von der Planung bis zur Einsetzung vergingen mehrere Monate. In der Zeitschrift des Krankenapostolates erschienen im Laufe der Zeit mehrere Berichte hierzu.